Drastische Änderungen im Hause Robert Parker, Wine Advocate vor dem Verkauf!

Der Maschinerie Robert Parker kann man kritisch gegenüberstehen. Jedoch wird man sich schwer tun ihr das marktrelevante Gewicht abzusprechen. Parker Punkte entscheiden heute noch weltweit über den Preis. Die Print und Onlineausgabe des Wine Advocates erhalten soviele Abonnenten, wie deutschsprachige Wein Printtitel noch nicht einmal an Auflage schaffen. Jetzt stehen der Marke Robert Parker große Änderungen ins Haus.

Diese sind dem Blog von Felix Salmon der Nachrichtenagentur Reuters zu entnehmen. Sollten sich die Einzelheiten des Artikels "The Robert Parker Bombshell" als wahr entpuppen, so wird die Auslegung des neuen Wine Advocates stark in Richtung Asien verlagert.

Obwohl Robert Parker eigentlich immer betonte, dass er weder verkaufen noch in den Ruhestand gehen wolle, so stehe wohl eine Veräußerung des Wine Advocate an eine Investmentgruppe aus Singapore an. Weiterhin will Parker auf die redaktionelle Kontrolle verzichten und diese an seine Singapor Korrespondentin Lisa Perrotti-Brown abgeben.

Die neuen Investoren würden Werbung akzeptieren. Salmon empfindet dies als sinnig, da man den über 50000 Abonnenten nachsagt extrem gut betucht zu sein. Auf der anderen Seite würden die neuen Investoren die Printausgabe des Newsletters einstampfen. Die Tatsache der Rentabilität und die Möglichkeit höherer Anzeigenpreise für Printwerbung würden hier völlig außer Acht gelassen.

Salmon stellt weiter fest, dass die neuen Investoren weder Erfahrung im Weinmarkt, noch Erfahrung im Verlagswesen besäßen. Parker beschreibt die Investorengruppe aus Singapore als "junge Visionäre aus der Finanz- und IT Dienstleistung". Ihre Vision sei es einen großen Schritt weiter als die derzeitige Inkarnation des Wine Advocates zu gehen.

Mehr als vier von fünf Wine Advocate Abonnenten seien Amerikaner, aber die Investoren planen eine verkürzte Neuauflage für den südostasiatischen Markt, die sich an Firmenkunden wie Fluggesellschaften und Luxus-Hotels richten soll. 

Um der in Asien wachsenden Weinindustrie mehr Aufmerksamkeit zu schenken, plant Perrotti-Brown einen neuen Korrespondent in China einzustellen.
"Der Korrespondent wird Wein, der in China, Thailand und anderen asiatischen Ländern produziert wird, behandeln", sagte sie, und wird dazu beitragen, Verkostungen, ein weiterer Schwerpunkt des neuen Wine Advocate, zu veranstalten.

Parker selber wird den Titel des Vorsitzenden behalten und sich weiterhin den Weinen des Bordeauxs und der Rhone widmen. Salmon äußerst sich kritisch über diese Entwicklung. Robert Parker sei der Wine Advocat. Er übergäbe seinen Namen an eine namenlose Gruppe von Investoren, die sicherlich nur eine Ausweidung seines Namens vorhaben würden. Parker selbst sagte zu der Offerte nur, dass er ein Angebot bekommen hätte, dass er nicht ablehnen könne. Ein Scheck würde die endültige Entfremdung eines Profils unter der Marke Robert Parker vorantreiben.

Felix Salmons gelungenes Resume möchte ich original zitieren:
"What’s bad for TWA could be very healthy for the wine industry as a whole: if it is no longer particularly beholden to one man, it can branch out into making more heterogeneous and individualistic wines. The idea that a 95-point wine is always better than an 85-point wine is an idea which deserves to die. And this deal, with luck, might just hasten its demise." 

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Die Ausrichtung auf den asiatischen Markt macht sicherlich aus marktentwicklungstechnischer Hinsicht Sinn. Als eine der ersten populären und traditionellen Weinpublikationen diesen Schritt zu wagen, könnte wegweisend sein. Robert Parker als solches würde dann endgültig zur Marke verkommen. Der Name würde nur noch an ein Relikt aus alten Tagen erinnern. Zielrichtung, Geschmacksprofil und eine Autorenseele würden komplett einem kommerziellen Hardlining weichen müssen... Brave new World! 


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