Trinken gegen die Krise! 2009 Vina Sastre Pago de Santa Cruz Bodegas Hermanos


Von Marc Dröfke
Die wirtschaftliche Krise in Spanien beherrscht derzeit die Schlagzeilen. Die iberische Halbinsel wurde in Folge der Finanz- und Immobilienblase sehr stark gebeutelt. Viele Spanier verloren ihren Job und die Jugendarbeitslosigkeit wächst beängstigend. Die Folge: Die Leute haben zwangsläufig weniger Geld im Portmonee und konsumieren weniger.  

Das spüren auch Winzer und Händler, die ihre Flaschen nur noch schwer an den Mann bzw. die Frau bekommen. Zumindest was den inländischen Markt angeht, der für die spanischen Winzer einer der Wichtigsten darstellt. In den Bodegas bleibt man immer auf der Ware sitzen. Ein gefährlicher Zustand.

Besonders bedrohlich scheint die Situation im Torro und auch im Ribera del Duero zu sein, wo vor der Krise etliche ausländische Investoren ordentlich Geld in einige Bodegas steckten, um sich entweder ein eigenes Denkmal zu setzen oder im Vorbeigehen das ein oder andere Bonbon zusätzlich zu sichern. Denn eines ist logisch, Investoren stecken nicht Millionen in den Ausbau von Kellern und in die Erneuerung von veralteter Technik, ohne jeglichen Anspruch auf Rendite.

Vor der Krise sah die Situation für die genannten Regionen etwas besser aus. Bewertungen durch Robert Parkers damaligen Mitarbeiter Jay Miller sprangen in nicht nachvollziehbare Höhen. Miller verschwand irgendwann genauso, wie die Lust der Konsumenten auf fette, alkoholische, maskierte und aufgeplusterte Fruchtbomben, die einem bereits nach einem Glas zu viel werden.

Heute soll es um einen richtig ansprechenden Produzenten aus dem Ribera del Duero gehen. Um die Bodega Hermanos Sastre mit ihrem Pago de Santa Cruz aus dem Jahre 2009. Der Betrieb wurde von den zwei Brüdern Pedro und Jesus Sastre im Jahre 1992 gegründet. Der bisher größte Wurf gelang den Beiden im Jahre 2001, als der von Ihnen vinifizierte Top-Wein „Pesus“ 98 Punkte vom Wine Advocat bekam. Ob heißé Luft oder fundiertes Ergebnis, werden wir später auflösen. Als Pedro im Dezember 2002 bei einem Autounfall ums Leben kam, schmiss Jesus nicht alles hin, sondern führte den ca. 47 ha großen Betrieb zusammen mit seiner Frau Isabella weiter.

Der Pago de Santa Cruz stammt aus einer Einzellage, die etwa 800-850 Meter über dem Meeresspiegel liegt und extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Die Reben sind mit einem durchschnittlichen Alter von 72 Jahren ausgestattet und werden möglichst naturnah von den Winzern betreut. Der Rebensaft weilt 17 Monate in amerikanischer Eiche, bevor er abgefüllt wird. 15% Alk. auf dem Etikett. Intensive, dunkle und dichte Farbe im Glas. Alle Bedingungen für einen Klischeewein wären erfüllt.

In der Nase dann aber sehr elegant. Klar ist die Frucht, Brombeere, schwarze und rote Johannisbeere und etwas Kirsche, allgegenwärtig. Doch sie überdeckt nicht. Das Holz ist extrem gut eingebunden, nichts überholzt oder maskiert. Zur Frucht gesellen sich dann noch etwas Espresso, Lakritz, sowie Anis, ein wenig Vanille und der würzige Geruch einer Zigarrenbox.

Im Mund ein durchaus geschliffener Wein, der mit einer schönen Würze und ordentlich Druck am Gaumen daher kommt. Eine gut definierte Säure hält den Wein im relativ langen Abgang stimmig zusammen und rundet das Bild dieses Spaniers ab. Kühle und Eleganz lassen diesen Vertreter aus dem Ribera del Duero gegen jedes Klischee erhaben wirken. Ein komplexer und tiefer Wein, der jeder Krise trotzt. Für einen selbstbewussten Preis von 35,50 hier zu beziehen. Allerdings der 2010er.

Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc. keinerlei Geld erhalten.

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