Madame Occhipinti und Ihr Gespür für Biodynamik - 2012 Arianna Occhipinti – SP68 Bianco

von Marc Dröfke
Nachdem ich das letzte Mal von Frank Cornelissen berichtet habe, möchte ich noch etwas auf Sizilien verweilen, um mich einer Produzentin zuzuwenden, von der ich bereits einmal kurz berichtet habe und mittlerweile ein richtiger Fan geworden bin. Dazu geht es nach Vittoria, in den Süd-Westen der Insel, etwa zweieinhalb Autostunden von Palermo entfernt. Seit gut 11 Jahren bewirtschaftete Arianna Occhipinti hier ihre Rebstöcke. 

Mit dem 2014 Jahrgang feierte sie ihr 10 Jähriges Jubiläum. Ihr Antrieb: Weine aus den autochthonen Rebsorten der Insel zu keltern, um dem sizilianischen Wein ein Profil zurück zu geben, das er ihrer Meinung nach zu verlieren drohte. Dabei greift sie nur sehr behutsam in die Natur ein und kreiert so einen biodynamischen Zugang. Aber schön der Reihe nach. Mit nur 16 Jahren begleitet die junge Arianna ihren nicht gerade unbekannten Onkel Giusto Occhipinti, Eigentümer der Azienda Agricola COS, auf die Vinitaly. Ihrer eigenen Erzählung nach, um vor allem 4 Tage Schule zu schwänzen. 

In den Tagen der Messe entdeckt sie eine völlig neue Welt für sich. Nicht nur der Wein selbst war dafür ausschlaggebend, sondern eher der Umgang der Leute im Weingeschäft untereinander und ihre gemeinsame Faszination für das Produkt. Wieder daheim in Sizilien, reifte in ihr nach und nach der Gedanke, dass Wein für sie eventuell mehr bedeuten könnte als nur ein Getränk. Sie entschied sich, nach Mailand zu gehen und dort Önologie zu studieren. In vielerlei Hinsicht ist ihr das Studium dabei zu technisch. Chemie im Labor entspricht nicht ihrer Vorstellung der Arbeit eines Winzers. Doch sie kämpft sich durch und kehrt mit dem Diplom in der Tasche zurück auf die Insel. Kurz zuvor kauft sie dort einen Hektar Land und bepflanzt es mit den heimischen Rebsorten Frappato und Nero d´Avola, um erste eigenen Schritte zu gehen. 

Im September 2004 erntet sie die Trauben für ihren ersten Jahrgang. Sehr bald wird der mittlerweile verstorbene Joe Dressner, ein amerikanischer Importeur, auf sie aufmerksam. Louis/Dressner Selections besitzt in den USA einen sehr guten Ruf und hat in Bezug auf biodynamisch hergestellten Wein eine Vorreiterrolle. Occhipintis Weg ist geebnet. Allerdings übertrifft der anschließende Hype eindeutig ihre eigenen sowie Dressners Erwartungen. 

Der Trubel um ihre Person wird manchmal zu viel. Auch mit Erfolg, so schön er auch sein mag, muss man lernen umzugehen. Dieser begründet sich auf mehreren Faktoren. Erstens: Sie ist eine Frau. Das mag sich im ersten Moment etwas machohaft anhören, aber im italienischen Süden laufen die Uhren zu einem gewissen Grad noch anders. Emanzipation wird dort bei weitem nicht so groß geschrieben wie in Deutschland. Umso größer war das Risiko zu scheitern. Zweitens: Ihr gutes Aussehen. Wieder klischeehaft, aber Arianna Occhipinti ist das archetypische Abbild einer Sizilianerin. Fast schwarze Haare, dunkelbraune, mandelförmige Augen, leicht heisere Stimme und ein markantes Lachen. Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass dies ein nicht zu unterschätzender Grund ist. Und zu guter Letzt: Ihr eigener Stil. Eine Rückbesinnung zu den Ursprüngen der sizilianischen Winzerkunst. Pur, ehrlich, frisch, klar definiert. Dabei aber nie die nötige Tiefe vermissen lassen. Weg von den dicken, meist aus internationalen Rebsorten gekelterten Brummern, die lange das Bild vom sizilianischen Wein geprägt haben. 

Ein Paradebeispiel aus ihrem Sortiment: Der Frappato. Im weitesten Sinne die italienische Antwort auf einen richtig guten Cru aus dem Beaujolais. Heute soll es aber speziell um ihren einzigen Weißwein gehen. Der SP68 Bianco ist das Gegenstück zum roten SP68, den ich hier bereits vorgestellt hatte. Der Name SP68 bezieht sich auf die Strada provinciale 68, die unmittelbar neben den Weingärten von Occhipinti nach Vittoria verläuft. 

Dieser Weißwein wird zu gleichen Teilen aus Albanello sowie Moscato di Alessandria (auch bekannt als Zibibbo) gewonnen. Im Glas dreht ein Wein in intensivem Blassgold seine Kreise. Die Nase ist sehr duftig, hier spielt der Zibibbo seine Stärke aus. Es dominieren reifer, weißen Pfirsich, Zeste von Zitronen sowie Orangen, Litschi, Akazienhonig und ein Strauß von weißen Blüten. Am Gaumen ist der Stoff weniger aromatisch, sondern kommt eher über die kräutrige, mineralische Schiene. Er wirkt frisch, nicht zu schwer (12,5 Alk.) und weist eine gute Struktur auf. Im langen Finish findet sich ein schöner, bitterer Unterton am Ende. Was mir fehlt, wie in nahezu allen italienischen Weißweinen, die ich bisher probiert habe, ist die Säure. Das sollte diesem Wein allerdings nicht wirklich negativ angekreidet werden, denn hohe Säurewerte sind in diesen südlichen Gefilden sicherlich besonders schwer zu erreichen.

Hier für ca. 17€ hier zu beziehen.
Der Direttore möchte darauf hinweisen, dass wir für Verlinkungen, Verkostungen, etc., keinerlei Geld erhalten

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